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TCM-System und -Behandlungsmaßnahmen
Zhu Wenjun
2006
I.
TCM-Behandlungsmaßnahmen in Neijing (Schriften des gelben Keisers)
Das System
der chinesischen Gesundheitsmethoden ist ein offenes System. Man kann
schwer oder nicht genau zählen, wie viele Methoden es gibt. Man kann
nicht alle Methoden greifen, aber doch ist greifbar, was man in der
Gesundheitspraxis benutzt.
Das Buch „Huang
Di Nei Jing („Schrift des Gelben Kaisers)“ hat die verschiedenen
Behandlungsmethoden nach verschiedenen Orten, Klima und Gewohnheit des
Lebens aufgezählt.
„Im
Osten ist der Anfang von Himmel und Erde. Am Meer gibt es viele
Fische und Salz. Die Menschen bleiben dort gerne und essen gerne
Fische und salzig. Fisch lässt den Menschen im Inneren Wärme erzugen,
Salz verletzt das Blut. So ist die Haut dunkel und schlaff. Die
Krankheit ist oft ‚Yong Tang (Furunkel und Ulkus)’. Man soll es mit
‚Bian Shi (Stein)“ behandeln. Also kommt ‚Bian Shi (Stein)’ aus dem
Osten.
Im
Westen gibt es Überfluß an Gold und Jade, Sand und Stein. Die
Eigenschaft des Himmels und der Erde ist gesammelt. Die Menschen
wohnen im Hochland und haben viel Wind. Die Umwelt und das Klima
sind hart. Die Menschen ziehen nicht Seide und Bamwolle an, sondern
Fell und Wollstoffe. Die Menschen essen Milch und fettes Fleisch. So
kann negatives Qi nicht ihren Körper verletzen. Krankheit kommt aus
dem Inneren. Man soll sie mit giftiger Medizin behandeln. Also kommt
‚Du Yao (Giftige Medizin)’ aus dem Westen.
Der
Norden ist abgedichtet und verdeckt. Er ist ein Hochland, windig und
kalt. Die Menschen lieben es, sich außen zu bewegen und Milch zu
trinken. Zu viel Kalt-Qi kommt Völlegefühl im Bauch. Man soll es mit
‚Jiu Ruo (Feuer)’ behandeln. Also ‚Jiu Ruo (Feuer) kommt aus dem
Norden.
Der
Süden ernährt alles. Und ‚Yang Qi’ ist stark. Das Wasser ist
schwach, Nebel und Tau werden gesammetn. Die Menschen essen gerne
sauer und Gärung. Ihrer Haut ist dicht und rot. Die Krankheit ist
Verkramfpung und Lähmung. Man soll sie mit ‚Jiu Zhen (Nadel)’
behandeln.Also ‚Jiu Zhen (Nadel)’ kommt aus dem Süden.
Die
Mitte ist flach und naß. Dort wachen viele Lebewesen. Die Menschen
essen viel Verschiedenes und arbeiten wenig. Die Krankheiten sind
meisten verwelkt und ohnmächtig, kalt und warm. Man soll sie mit ‚Dao
Yin, An Qiao (Qigong, Massage)’ behandeln. Also kommt ‚Dao Yin, An
Qiao (Qigong, Massage)’ aus der Mitte. “
Diese
Beschreibung verdeutlicht, dass es in der chinesischen Medizin fünf
praktische Techniken: „Bian Shi (Stein)“, „Du Yao (Giftige Medizin)“, „Jiu
Ruo (Feuer)“, „Jiu Zhen (Nadel)“ und „Dao Yin An Qiao (Qigong, Massage)“
gibt.
Es gibt fünf chinesischen Gesundheits-Methoden (oder
Gesundheits-Maßnahmen). Das System der Techniken kann man aber auch so
gliedern:
-
Gesundheits-Bewegung, „Dao Yin (Qigong)“,
-
Behandlung mit den Geräten, „Bian Shi (Kristall-Stein)“, „Jiu Ruo (Moxa)“,
und „Jiu Zhen (Nadel)“,
-
Medizin: „Du Yao (giftige Medizin)".
Diese
Ordnung bestimmt den realen Zustand der Praxis der chinesischen
Gesundheitsmethoden in China. Auch in Deutschland werden die
verschiedenen Arbeits-Gebiete und -Formen so zugeordnet. Dies wird auch
von Gesetzen festgelegt. Zum Beispiel, wie die Ärzte und Therapeuten
arbeiten, bzw. wie die Kursleiter in Prävention mit Taiji und Qigong
arbeiten.
Um dieses
System in der Praxis durchzuführen, muss man daher gesetzliche und
fachliche Gesichtpunkte beachten. In dieser Ordnung wird „Dao Yin (Qigong)“
als körperliche Bewegung, „Bian Shi (Kristall-Stein)“, „Jiu Ruo (Moxa)“
und „Jiu Zhen (Nadel)“ als Physio-Therapie, und „Du Yao (giftige
Medizin) als Medizin betrachtet.
Also
betrachte ich die chinesischen Gesundheits-Methoden:
-
einerseits als ärztliche Gesundheits-Behandlungen durch Ärzte,
-
andererseits als un-ärztliche Gesundheits-Methoden, zum Beispiel
durch Taiji- und Qigong-Lehrer und -Kursleiter, sowie durch
Selbst-Gesundheitsbewegung und –Gesundheits-Behandlung.
Beide
Gruppen sind mit Gesundheits-Maßnahmen beschäftigt. Das Ziel ist gleich.
Beide sorgen für die Gesundheit der Menschen.
II. Das
System der TCM
TCM muss
als eine praktische Anwendungs-Wissenschaft ein vollständiges System
haben. Dieses sollte man verstehen, wenn man chninesische
Gesundheits-Bewegungen durchführt. Das System der TCM umfasst drei
Teile: Grundlagen, Methodik und Praxis. Diese Aufbau nenne ich „von
‚Li (Grudriss)’, über ‚Qi (Yin-Yang)’ zu ‚tausend Köpfchen und
zehntausend Nebenanfängen’“. „Tausend Köpfchen und zehntausend
Nebenanfänge“ sind die verschiedenen Praxis-Methoden.
Der Aufbau
gliedert sich so:
Erste
Ebene als Achse, die sich durch alle Ebenen zieht:
-
philosophische Grundlagen der chinesischen Medizin,
-
Bild
der chinesischen Medizin von der körperlichen Struktur und Funktion.
Zweite
Ebene:
-
Gesundheit und Krankheiten in der chinesischen Medizin,
-
Diagnose der chinesischen Medizin,
-
Behandlungsprinzipien der chinesischen Medizin.
Dritte
Ebene: die praktischen Techniken der chinesischen Medizin sind offen.
Zum Beispiel:
-
die
Kräuter-Medizin,
-
die
Nadel-Technik
-
die
Tuina,
-
das
Qigong,
-
die
Ernährung,
-
usw.
Die
Körper-Struktur ist nicht nur eine materielle Struktur, sondern auch
eine Funktions-Struktur. Zum Beispiel:
Um die
Krankheiten zu behandeln, orientiert sich das System der chinesischen
Medizin an den Krankheits-Ursachen, an den Krankheits-Arten und an den
Krankheits-Behandlungen. Hier ist aber zu beachten, dass unter den
Krankheits-Ursachen im Westen und in China nicht das Gleiche verstanden
wird:
-
Im
Westen sind die Krankheits-Ursachen vorwiegend das, was den Körper
bedroht, z.B. Bakterien, Strahlen, Hitze, Stiche, Brüche usw.
-
In
China liegt der Schwerpunkt anders. Dort sind Krankheits-Ursachen
vorwiegend das, was die menschliche Widerstandskraft, die
Selbstheilungskraft des Menschen, d.h. seine Gesundheit bedroht.
Es geht
daher in der traditionellen chinesischen Medizin vorerst und vorwiegend
darum, die abgestimmte Aktion der Selbstheilungskräfte in Balance zu
halten und Schieflagen zu beseitigen. Unter Krankheits-Ursachen versteht
man in der traditionellen chinesischen Medizin das, was die Harmonie der
Energien des Menschen bedroht und den Menschen dadurch in eine
ungünstige Abwehrlage bringt, bzw. das, was das Abgestimmte der
Gesundheit, das Zusammenwirken von Yin und Yang, desorganisiert. Die
Maßnahmen richten sich daher in der traditionellen chinesischen Medizin
in erster Linie nicht gezielt gegen die Krankheitserreger im westlichen
Sinne, sondern gegen die Dys-Balancen im Körper, welche die Abwehr- und
Selbstheilungskräfte schwächen. In erster Linie werden nicht die
Krankheitserreger (im westlichen Sinne) mit Mitteln bekämpft, sondern
die Kampffähigkeit des Organismus wird erhöht, d.h. die Gesundheit des
Menschen wird zu stärken versucht. Im chinesischen Sinne ist die Ursache
einer Krankheit vorerst die mangelhafte eigene Gesundheits-Lage.
Es gibt
acht Leitungsprinzipien zur Diagnose und Behandlung:
-
Yin
und Yang,
-
Li
(innere Ordnungen) und Biao (äußere Ordnungen),
-
Han
(kalt) und Re (heiß),
-
Xu
(leer) und Shi (voll).
Yin-Yang
ist als Leitung, Li (innere Ordnung) und Biao (äußere Ordnung) zeigt,
„wo“ die Krankheit ist. Han (kalt) und Re (heiß), Xu (leer) und Shi
(voll) zeigen, „wie“ die Krankheit ist.
Als
Krankheits-Ursache gibt es zwei Arten. Die eine kommt aus dem äußeren
Körper, die andere aus dem inneren Körper. Es wird dabei unterschieden
in sechs Qi und sieben Emotionen.
Feng (Wind),
Han (kalt),
Shu (Sommer),
She (naß),
Cao (trocken),
Re
(heiß)
Xi
(Freude/Lust), Herz,
Nu
(Zorn/Erregung), Leber,
You (Grübeln), Milz,
Si
(Sorge), Milz,
Bei (Trauer), Lunge,
Kong (Angst/Furcht), Nieren,
Jing (Schreck/Schock), Nieren.
Zheng (positiv) verstärken und Xie (negativ) schwächen,
Han (kalt) wärmen und Re (heiß) kühlen,
Xu
(leer) ernähren und Shi (voll) vermindern.
Kräuter-Qi
in den Meridianen
Auf der
Erde wachsen, in China und auch in Westländern, die Pflanzen und die
Kräuter. In der TCM gibt es eine Kräuter-Medizin. In den Westländern
gibt es auch eine eigene Kräuter-Medizin. Der Unterschied liegt in der
Definierung der Kräuter. Das Kraut in der Natur ist nur eine Pflanze,
aber in der Medizin wird es mit seiner Anwendung und Wirkung difeniert.
Diese unterschiedliche Definierungsart unterscheidet der chinesischen
Kräuter-Medizin und der westlichen Kräuter-Medizin.
Hintergrund der Difenierung der Kräuter in TCM ist die chinesischen
Philosophie.
„Von den medizinischen Kräutern gibt es ‚Jun (Kreise)’, ‚Chen (Minsterium)’,
‚Zuo’, ‚Shi’. Nach Eigenschaft zusammensetzen. Es soll ein Jun, zwei
Chen, drei Zuo, fünf Shi. Oder ein Jun, drei Chen, neun Zuo und Shi.
Die
medizinischen Kräuter gibt es als Zusammenwirkung von Yin und Yang.
Die Beziehung ist wie Muter, Kinder, ältere Bruder, jüngere Bruder,
Wurze, Stengel, Blume, Frucht und Nuß, Gras, Stein, Knochen,
Fleisch. Es gibt Dan Xing (alleine anwenden), ‚Xiang Xu (miteinander
brauchen, verstärken)’, ‚Xiang Shi (Nebenrolle verstärkert
Hauptrolle)’, ‚Xiang Wei (Nebenwirkung reduzieren und lösen)’, ‚Xiang
Wu (Wirkung miteinander aufheben)’, ‚Xiang Fan (giftige Wirkung
zusammen wirken)’, ‚Xiang Sha (Nebenwirkung reduzieren und lösen)’.
Die
medizinischen Kräuter gibt es in fünf Geschmäckern, sauer, salzig,
süß, bitter, scharf, und es gibt vier Qi, kalt, heiß, warm, kühl,
sowie giftig und ungiftig. Schattig trocken und sonnlich trocken,
Sammlung nach der Jahreszeit, nach dem Ort des Wachsens, Benutzen
mit roh oder zubereitet, recht und unrecht, neu oder alt gibt es
verschiedene Methoden.“
Die
Beziehung zwischen ‚Jun (Gebieter)’ und ‚Chen (Vasall)’, Muter und
Kinder, älterer Brude und jüngere Bruder ist eigentlich ‚Li (Ordnung)’
in der Gesellschaft. Diese wird in der chinesischen Medizin als ein
Modell in die Beziehung von verschiedenen Kräutern übertragen.
„Wenn es kein ‚Li (Ordnung)’ hat, kann die Beziehung von ’Jun
(Gebieter)’ und Chen (Vasall)’, Vater und Sohn, ältere Brude und
jüngere Brude nicht festgestellt werden.“
Bei den
Kräutern gibt es verschiedene Eigenschaften: vier Qi, kalt, heiß, warm
und kühl. Dieses ist Yin und Yang.
Yin |
Yang |
Taiyin
kalt |
Shaoyin
Kühl |
Shaoyang
warm |
Taiyang
heiß |
Die fünf
Geschmäcke sauer, salzig, süß, bitter, scharf sind die fünf Elemente.
Die Kräuter gehen mit den verschiedenen Eigenschaften in die
verschiedene Meridianen, um die Meridianen zu regulieren, aufzusteigen
und unter zu gehen. Die Meridiane sind gegensätzliche (Yin-Yang)
Energie-Flüsse, deren Zusammenwirken die Gesundheit organisiert. Die
vier Qi kann man Yin und Yang zuordnen.
Die fünf
Geschmäcker ordnen sich in der chinesischen Medizin den fünf Elementen
so zu:
Holz |
Feuer |
Erde |
Metal |
Wasser |
sauer |
bitter |
süß |
scharf |
salzig |
Leber |
Herz |
Milz |
Lunge |
Niere |
Gallenblase |
Dünndarm |
Magen |
Dickdarm |
Harnblase |
Die
Chinesische Medizin hat die Philosophie von Yin-Yang und Wuxing (fünf
Elemente) als Grundlage. In der Kräuter-Medizin hat jedes Kraut seine
Besonderheit, die Yin oder Yang ist, und einen Geschmack. Wenn man die
Kräuter aufnimmt, gehen sie dem Prinzip entsprechend zu bestimmten
Meridianen, und regulieren mit ihrer Besonderheit die entsprechenden
Meridiane und Organe. Ich verstehe Wuxing (fünf Elemente) als „wohin und
wo“. Yin-Yang verstehe ich als „wie“. Wo behandelt man, und wie
behandelt man.
„Fünf Geschmäcker gehen in den Magen. Jedes Organ liebt einen
bestimmten Geschmack. Sauer geht zuerst in die Leber. Bitter geht
zuerst ins Herz. Süß geht zuerst in die Milz. Scharf geht zuerst in
die Lunge. Salzig geht zuerst in die Nieren.“
Wie man
behandelt bedeutet, welche Kräuter man verwendet, um Yin oder Yang
aufsteigen oder absteigen zu lassen. Je nachdem, welche Kräuter man
aufgenommen hat, bekommt man die entsprechende Wirkung, die man selbst
nicht mehr kontrollieren und regulieren kann. Wenn man Kräuter
aufgenommen hat, dann erwartet man ihre Wirkung. Diese ist gleich wie in
der westlichen Medizin. Für die chinesische Kräuter-Medizin gilt das
Behandlungs-Modell:
-
Wohin,
d.h. wo behandelt man;
-
Wie,
d.h. wie behandelt man, aufzusteigen oder abzusteigen.
„Huang Di Nei Jing (Schriften des gelben Keisers)“. In Huang
Zhijie: „Zhong Yi Jing Dian Ming Zhu Jing Yi Chong Shu
(Übersetzung der klassischen Schriftenreihe der chinesischen
Medizin) Band 1“. Verlag der wissenschaftlichen technischen
Schriften, Beijing, 1999. S. 36.
„Shen Nong Ben Cao (Kräuter von Geistigem Bauer)“. In Huang Zhijie:
„Zhong Yi Jing Dian Ming Zhu Jing Yi Chong Shu (Übersetzung der
klassichen Schriftenreihe der chinesischen Medizin) Band 1“.
Verlag der wissenschaftlichen technischen Schriften, Beijing,
1999. S. 434.
Cheng Hao (Song-Dynasty):
„Li Ji (Schriften der sozialen Ordnung)“. In „Si Shu Wu Jing
(Vier Bücher und fünf Schriften. unterer Band“. Verlag der alten
Schriften Beijing, 1996. S. 664.
„Huang Di Nei Jing (Schriften des gelben Keisers)“. In Huang
Zhijie: „Zhong Yi Jing Dian Ming Zhu Jing Yi Chong Shu
(Übersetzung der klassichen Schriftenreihe der chinesischen
Medizin) Band 1“. Verlag der wissenschaftlichen technischen
Schriften, Beijing, 1999. S. 215.
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