Die Tiefe der chinesischen Kampfkunst steht tatsächlich hinter ihren 
		Kulturen.
		 
		
		I. Jing, Qi und Shen in Xingyiquan von Guo Yunshen (Xingyiquan 
		Meister, Qing-Dynastie)
		
		Yunshen Guo hat das Bewegungs-Modell des Xingyiquan begründet. Es 
		beschreibt den Zusammenhang zwischen dem daoistischem Neidanshu, 
		körperlicher Struktur und Kraft, 
		
			
			„Xingyiquan gibt es die drei Ebenen Daoli (Ordnungen des Dao), 
			die drei Schritte Kong-Fu, die drei Solche Lianfa (Übungsmethode).
			
			Die drei Ebenen Dao-Li (Ordnungen des Dao):
			
			Man übt, Jing (Essenz) zu Qi zu machen;
			
			Man übt, Qi zu Shen (Achtsamkeit) zu machen;
			
			Man übt, Shen (Achtsamkeit) zu Xu (leer) zu machen. Man übt es, 
			um die menschliche Geistesanlage zu verändern, und um die 
			eigentliche Wahrheit wieder zu erlangen."[1]
		
		
		Zuerst sammelt man im eigenen Körper, im Dantian (Zentrum), die Kraft (Qi). 
		Dann entfaltet man in sich das Qi. Das Dantian ist die Grundlage der 
		Kraft. Dann bringe ich das Qi in das Shen, in meine Achtsamkeit ein. 
		Dadurch verstärke ich mein Shen. Nun verbinde ich mich mit Xu (mit der 
		Leere). In dieser Leere werde ich leer von Gedanken. 
		
		In der Anwendung dieser drei Ebenen erreiche ich vorerst eine geordnete 
		Bewegung. Diese Bewegung ist relativ festgelegt. Sie ist fest, so wie 
		Knochen. Wenn ich mit dem Üben fortfahre, dann wende ich erneut alle 
		drei Ebenen an. Ich mache die festgelegte Bewegung beweglich. Ich mache 
		sie biegsam und variabel. Dieser zweite Schritt bei der Ausbildung einer 
		Fertigkeit macht die Bewegung geschmeidig. Nun kann sich die Bewegung 
		den jeweiligen Bedingungen entsprechend anpassen.
		
		Die ersten beiden Schritte reinigen die körperliche Bewegung. Im dritten 
		Schritt wenden sich die drei Ebenen der Ordnung des Dao dem Wahrnehmen 
		zu. Es werden die Denkbewegungen beweglich gemacht und der Geist 
		geklärt.
		
			
			„Die drei Schritte Kong-Fu:
			
			Yi-Gu (Knochen verändern). Man übt es, um die Grundlage 
			aufzubauen, und um den Körper zu verstärken. Der Knochen und der 
			Körper sind hart wie das Eisen und der Stein. So die Gestalt und die 
			Geistesanlage sind ehrfurchtgebietend wie Tai-Berg.
			
			Yi-Jin (Sehnen verändern). Man übt es, um die Knochenmembran 
			freizuhalten, und damit die Sehne lang wachsen. Der Volksmund sagte, 
			Sehne ist lang, Li-Energie ist stark. Das Jin-Energie ist vertikal 
			und horizontal verbunden. In der Länge wächst sie unbegrenzt.
			
			Xi-Sui (Knochenmark waschen). Man übt es, damit das Innere klar 
			und leer wird, damit der Körper lose wird, und um das innere klare 
			und leere Bild herauszubilden. Die Anwendung des Shen und des Qi 
			sind fließend und nicht stockend. Der Körper bewegt und dreht, er 
			ist leicht wie eine Feder. (Die Schrift der Faust sagte, das ist die 
			Bedeutung, dass die drei Kreise und die neun Drehungen eine Form 
			sind.)."[2]
		
		
		Die drei Schritte Kong-Fu (Übungsarbeit) sind Yi-Gu (Knochen verändern), 
		Yi-Jin (Sehnen verändern) und Xi-Sui (Knochenmark waschen). Das 
		bedeutet, dass der menschliche Körper sich entwickelt. 
		
		In der chinesischen Medizin-Theorie sind Jing (Essenz), Qi (Kraft) und 
		Shen (Achtsamkeit) eine Art körperliches Struktur-Modell. Aber dieses 
		Modell darf nicht als stoffliche Struktur verstanden werden, sondern sie 
		ist eine Funktions-Struktur des Lebens. Im chinesischen Denken heißt es:
		
			
			„Jing (Essenz) bleibt in den Nieren. Angeborenes Jing (Samen) 
			bleibt nur in den Nieren. Die Nieren stelent Knochenmark her, 
			ernähren das Gehirn und verstärken die Knochen.“[3]
			
			„Qi geht in die Knochenmembran, Sehnen, Meridiane."[4]
			
			„Alles Rückenmark und Knochenmark gehört zu Gehirn"[5].
			
			
			„Der Kopf (Gehirn) ist das Meer der Knochenmembran, das Haus des 
			ursprünglichen Shen (Achtsamkeit)."[6]
		
		
		Dies ist das Modell der Struktur des Körpers. Es bleibt aber ein Modell. 
		Mit ihm kann man bestimmte Aspekte bewerten. Ich finde jedoch, dass man 
		seinen Körper nicht in drei Stücke oder drei Phasen trennen und dann in 
		der Folge als zusammengesetzt auffassen kann.
		
			
			„Die drei Solche Lianfa (Anwendung):
			
			Ming-Jin (sichtbare Jin-Energie). Man übt es, um zusammen zu 
			fassen, damit die Ordnung nicht verändert werden kann. Die Bewegung 
			und die Drehung des Körpers müssen sanft und glatt, nicht 
			widerwärtig sein. Das Heben und Sinken der Hände und der Füße müssen 
			ordentlich sein, dürfen nicht lose und unordentlich sein. Die 
			Schrift der Faust sagt, das ist die Bedeutung, dass man die richtige 
			Mitte mit der Regel macht.
			
			An-Jin (Heimliche Energie).Wenn man es übt, dann müssen sich Shen 
			und Qi entspannen und entfalten, sie können nicht erzwungen werden. 
			Die Anwendung ist gefällig und glatt, beweglich, sie darf nicht 
			stocken. Die Schrift der Faust sagte, das ist die Bedeutung, dass 
			man mit Kreisen mit dem Äußeren umgehen kann.
			
			Hua-Jing (Formlose Kraft). Man übt es, damit die Bewegung, die 
			Drehung, das Heben, das Sinken, das Vorgehen und das Zurückgehen des 
			ganzen Körpers und der vier Glieder nicht direkt mit Energie 
			erfolgt, sondern durch Anwenden von Shen (Achtsamkeit) und Yi 
			(Vorstellung). Obwohl man Shen (Achtsamkeit) und Yi (Vorstellung) 
			anwendet, sind die Form und die Ordnung wie vorne zwei solche, kann 
			nicht verändern. Obwohl man den ganzen Körper nicht mit der Energie 
			bewegt und dreht, erfolgt dies auch nicht ganz ohne Kraft, man muss 
			Shen (Achtsamkeit) und Yi (Vorstellung) miteinander verbinden. Die 
			Schrift der Faust sagte, das ist die Bedeutung, dass die drei Kreise 
			und die neun Drehungen eine Form sind."[7]
		
		
		Im ersten Schritt wird die „Grobform“ der zweckmäßigen Bewegung und 
		damit die „sichtbare Kraft“ (Ming-Jin) gebildet. Diese „sichtbare Kraft“ 
		macht das Bewegen so fest wie einen „Knochen“. Im Zweiten Schritt wird 
		dagegen die „heimliche Kraft“ freigelegt, welche die Grobform der 
		Bewegung den jeweiligen Bedingungen anpasst. Die Bewegung wird beweglich 
		gemacht: Diese „heimliche Kraft“ macht das Bewegen so elastisch wie 
		„Sehnen“. Im dritten Schritt wird durch Einswerden mit der Leere (Xu) 
		die Geistesklarheit erzeugt und Qi fließt als formlose Kraft in den 
		Körper. In jedem dieser drei Schritte wirken aber die drei Ordnungen des 
		Dao (Daoli) zusammen. 
		
		Anders interpretiert dies Yunshen Guo. Er unterscheidet die drei 
		Ordnungen des Dao (Daoli) nicht von den drei Schritten des Kong-Fu. Er 
		ist nicht der Meinung, dass in jedem Schritt die drei Ordnungen des Dao 
		zusammenwirken. Er zerreißt die Ordnung des Dao und setzt die drei 
		Ordnungen mit den drei Schritten gleich. Aus dieser Sicht fällt dann die 
		erste Ebene der Ordnungen des Dao mit dem ersten Schritt, die zweite mit 
		dem zweiten Schritt und die dritte mit dem dritten Schritt zusammen. 
		Yunshen Guo meint in diesem Modell, dass Faust (hier mit der Bedeutung 
		Kampfkunst) Ming-Jin (sichtbare Energie), An-Jin (heimliche Energie) und 
		Hua-Jin (formlose Kraft) heißt, im Körper heißt es Knochen, Sehnen und 
		Gehirn, im Dao heißt es „Jing (Essenz) zu Qi“, „Qi zu Shen 
		(Achtsamkeit)“, „Shen (Achtsamkeit) zu Xu (Leere)“.
		
			
			„Ming-Jin (sichtbare Energie) ist Gang-Jin (harte Energie) in der 
			Faust. Knochen zu verändern ist das Dao, Jing (Essenz) wird durch 
			Übung zu Qi.“[8]
			
			„An-Jin (heimliche Energie) ist in der Faust Rou-Jin (sanfte 
			Energie). Rou Jin (sanfte Energie) bedeutet nicht weich, denn in 
			weich ist keine Energie. Rou (sanft) bedeutet nicht keine Energie. 
			Das ist das Dao von Qi zu üben, zu Shen (Achtsamkeit) zu werden, Yi 
			Jin (Sehnen zu verändern).“[9]
			
			„Hua-Jin (formlose Kraft) ist, dass Shen (Achtsamkeit) durch 
			Übung zu Xu wird. Das heißt auch Kongfu, das Gehirn wäscht sich.“[10]
		
		
		In diesem Modell betrachtet Yunshen Guo zuerst die drei Ebenen Daoli 
		(Grundsatz), die drei Schritte Kong-Fu, die drei Solche Lianfa 
		(Übungsmethode) als drei Phasen des Trainings des Xingyiquan.
		
			
			„Das lose und unordentliche Qi sammelt sich im Dantian (unterer 
			Bauch), nicht parteiisch, harmonisch und nicht ausfließend. Durch 
			die Regel und Modell der neun Forderungen übt man, bis Sechs Yang 
			rein und vollkommen sind, und Gang hart und stark am höchsten sind. 
			Das heißt im Faust, oben und unten verbinden, die Hände und Füße 
			helfen einander, inneres und äußeres vereinheitlichen sich. Hier ist 
			das Kongfu von Ming-Jin (sichtbare Energie) vollendet, Jin (Energie) 
			aus Knochen zu verändern ist vollkommen, das Kongfu von Jing 
			(Essenz) zu Qi zu üben ist ebenfalls abgeschlossen.“[11]
			
			„Zuerst übt man Ming-Jin (sichtbare Energie), dann übt man An-Jin 
			(heimliche Energie). Das ist die Bedeutung, klein Zhou-Tian 
			(Kreislaufen des Qi) des Dan-Dao stoppt Feuer, dann das Kongfu des 
			großen Zhou-Tian (Kreislaufen des Qi). Bei Ming-Jin (sichtbare 
			Energie) stoppt die Hand, das heißt, klein Zhou-Tian (Kreislaufen 
			des Qi) pflegt. Bei An-Jin (heimliche Energie) zwischen Hände und 
			Füße stoppen und nicht stoppen, das heißt, große Zhou-Tian 
			(Kreislaufen des Qi) pflegt.“[12]
			
			„Übt An-Jin (heimliche Jin) zu sanftesten und reibungslosesten. 
			Das heißt, äußerste Grenze des am höchsten Rou (sanft) und 
			reibungslos sind das Ende des An-Jin (heimlichen Energie). Die 
			Schrift des Dan sagte, Yin und Yang mischen, hart und sanft lösen 
			miteinander auf. Das heißt, dass Dan ist reif. Das Ende des Rou-Jin 
			(sanfte Energie) ist der Beginn mit Jin (Sehne zu verändern). So 
			macht weiter Kongfu, durch das Üben des Shen (Achtsamkeit) wird es 
			Xu (leer), bis zum Nichts der Form und des Shen (Achtsamkeit). Mit 
			dem Dao verbinden, so dass nichts hört und nichts riecht. Das heißt, 
			dass Dan abnimmt. In der Schrift der Faust heißt es, Faust hat keine 
			Faust, Yi (Vorstellung) hat kein Yi (Vorstellung), im Keinen-Yi 
			(Vorstellung) ist das Wahre-Yi (Vorstellung). Das heißt, das Kongfu 
			von Jin (Sehne) zu verändern, Shen (Achtsamkeit) zu üben, zu Xu 
			(leer) zu werden, und abschließend das Gehirn zu waschen.“[13]
		
		
		II. Jing, Qi und Shen im Neidanshu (Inneres Elixier)
		
		Ich finde, dass dem Bewegungs-Modell von Yunshen Guo das Modell von 
		Neidanshu (Inneres Elixier) zu Grunde liegt. Er nennt die drei Ebenen „Daoli“. 
		Das Modell des Waidanshu (Äußeres Elixier) setzt sich folgendermaßen 
		zusammen:
		
		
		Im chinesischen Denken heißt es: Man feuert die Rohmaterialien Dansha 
		(roter Sand), Gold, Silber, Jade. Aus ihnen wird eine schöne Kugel 
		hergestellt. Man denkt, wenn man diese schöne Kugel aufnimmt, wird man 
		immer schön sein wie diese Kugel, ewig jung, ohne zu altern. Waidanshu 
		(Äußeres Elixier) ist jedoch nicht für Gesundheit und langes Leben 
		geeignet. Später hat man sich dem Neidanshu (Inneres Elixier) zugewandt. 
		Man hat das Modell des Waidanshu (Äußeres Elixier) auf das Neidanshu 
		(Inneres Elixier) übertragen. Es heißt:
		
			
			„Der Charakter des Goldes ist ewig, nicht verfault, so ist es der 
			Schatz aller Sachen. Die Gelehrten essen dieses, um lange zu leben."[14]
		
		
		Das Model des Neidanshu (Inneres Elixier) sieht folgendermaßen aus:
		
			- 
			
			Rohmaterialien: Jing (Essenz), Qi, Shen (Achtsamkeit) 
- 
			
			Herd und Topf: Dantian (Unterer Bauch) 
- 
			
			Feuer: Atmen mit Shen (Achtsamkeit) 
		Die Rohmaterialien Jing (Essenz), Qi (Kraft) und Shen (Achtsamkeit) 
		verstehe ich als lebendige Materialien und Funktionen des Lebens. Durch 
		Üben wird im Körper die lebendige Energie hergestellt. Im Prozess des 
		Neidanshu (Inneres Elixier) werden zuerst die Rohmaterialien im Topf (Dan-Tian) 
		gesammelt. Das nennt man: „Zhuji (Grundlage) aufbauen“. Es geht darum, 
		dort wo die Gefühle (Xin) toben, alles zu sammeln und dadurch das Herz (Xin) 
		zu beruhigen. Man muss dabei die Gefühle (Xin) akzeptieren und beachten 
		(Shen) und sich bewusst machen (Yi). Im Zentrum des Jing sammeln sich 
		dadurch Shen, Yi und Xin. Die Energien Shen, Yi und Xin sind innen 
		verbunden und mit Qi erfüllt. So wird das Jing zu einer zentrierten 
		Einheit wie eine Pille gerollt.
		
			
			„Es ist sinnvoll, dass Xin (Herz) leer und der untere Bauch voll 
			ist. Man muss um das Xin (Herz) wissen, um im Xin (Herz) leer zu 
			werden. Man sammelt Jing (Essenz), Qi und Shen (Achtsamkeit) im 
			unteren Bauch, als ob Gold den ganzen Raum ausfüllt.“[15]
		
		
		Dann bringt man mit Shen (Achtsamkeit) und Qi (Kraft) die Energien im 
		Körper zum Fließen. Es gibt zwei fließende Wege: ein kleines Zhoutian 
		(kleines Kreislaufen) und großes Zhoutian (großes Kreislaufen). Das 
		kleine Zhoutian erfolgt in den Meridianen des oberen Körpers (Renmai und 
		Dumai). Das große Zhoutian erfolgt in den Meridianen des ganzen Körpers.
		
		Der Prozess des Neidanshu (Inneres Elixier) findet bei mir auf diese 
		Weise statt, dass ich Jing (Essenz), Qi (Kraft) und Shen (Achtsamkeit) 
		in dem Dantian (unterer Bauch) sammle. Dann ist mein Unterbauch voll. 
		Ich nenne dieses „Voll“ die Erfüllung der Kraft (Qi). Das heißt „Zhuji“ 
		(Grundlage aufbauen). Dann kann ich Qi mit meinem Atmen und Shen 
		(Achtsamkeit) in Jing (tatsächlicher Körper und Energie) erfüllen und 
		fließen lassen. Das heißt „Kreislaufen“. Ich denke, dass dasjenige, was 
		beim Zhoutian (Kreislauf) im Körper fließt, nicht ein tatsächliches 
		Material oder eine Energie ist, sondern das Qi. Das Qi funktioniert als 
		Erfüllung der Energie und des Jing (Essenz).
		
		Was die drei Ebenen Daoli von Yunshen Guo betrifft, spricht er über drei 
		Zurückdrehungen und neun Drehungen:
		
			
			„Die Schrift der Faust sagte, das ist die Bedeutung, dass die 
			drei Kreise und die neun Drehungen eine Form sind. Die drei Kreise 
			ist, dass man übt, Jing (Essenz) zu Qi zu machen, Qi zu Shen 
			(Achtsamkeit) zu machen, Shen (Achtsamkeit) zu Xu (leer) zu machen, 
			dies heißt auch Ming-Jin (sichtbare Energie), An-Jin (heimliche 
			Energie) und Hua-Jin (formlose Kraft). Die drei Kreise, Ming-Jin 
			(sichtbare Energie), An-Jin (heimliche Energie) und Hua-Jin 
			(formlose Kraft) sind eine einzige Form. Die neun Drehungen sind 
			reines Yang. Verändert man bis zum Leerem und Nichts, dann geht man 
			zu reinem Yang. Das ist der Grundsatz.“[16]
		
		
		Ich verstehe dies so, dass die drei Zurückdrehungen Jing (Essenz), Qi 
		(Kraft) und Shen (Achtsamkeit) sich in einer Form vereinheitlichen und 
		zusammen funktionieren. Die neun Drehungen bedeuten unendlich zu üben, 
		bis zum Reinen und Leeren. Jing, Qi und Shen sind Eins in den neun 
		Drehungen.
		 
		
		III. Drei Kreise und neun Drehungen im Eins
		
		Ich verstehe dieses Bewegungs-Modell des Xingyiquan von Yunshen Guo 
		nicht als die drei Phasen im Trainings-Prozess, sondern als Funktionen. 
		Jing (Essenz) zu Qi (Kraft), Qi (Kraft) zu Shen (Achtsamkeit) und Shen 
		(Achtsamkeit) zu Xu (Leere) sind ein Funktions-Modell. Knochen zu 
		verändern, Sehnen zu verändern und Gehirn zu waschen sind dazu da, durch 
		die Übung den menschlichen Körper zu entwickeln. Ming-Jin (sichtbare 
		Energie), An-Jin (heimliche Energie) und Hua-Jin (formlose Kraft) 
		erscheinen als verschiedene Niveaus der Bewegung. Jing (Essenz), Qi 
		(Kraft) und Shen (Achtsamkeit) funktionieren als Ganzheit. Man kann Jing, 
		Qi und Shen nicht voneinander trennen.
		
			
			„Shen (Achtsamkeit) entsteht mit Qi (Kraft), Qi entsteht mit Jing 
			(Essenz). Jing kann Qi erzeugen, Qi kann Shen erzeugen. Wenn der 
			Körper ohne Shen ist, kann er nicht Qi erzeugen. Wenn Shen ohne Qi, 
			kann es nicht Jing erzeugen. Wenn Shen und Qi ohne Körper, können 
			sie nicht stehen. Jing, Qi und Shen brauchen einander.“[17]
		
		
		In meinem Bewegungs-Modell betrachte ich,
		
			- 
			
			Jing als tatsächlichen Körper und Energie, 
- 
			
			Qi als Erfüllung, die begleitet und verbindet, 
- 
			
			Shen, die verwaltet. 
			
			„Feine und klare Wahrnehmung heißt Shen, Erfüllung in der 
			Bewegung heißt Qi, Befeuchten heißt Jing (Essenz). Alleine erklären, 
			Shen ist Verwaltung, Qi ist Anwendung, Jing ist Tragen, jeder hat 
			seine eigene Fähigkeit.“[18]
		
		
		So finde ich, dass Jing (Essenz), Qi (Kraft) und Shen (Achtsamkeit) in 
		der Bewegung als ein Ganzes funktionieren. Man kann nicht Jing ohne Qi 
		und ohne Shen üben, oder Qi ohne Jing und ohne Shen üben, oder Shen ohne 
		Jing und ohne Qi üben.
		
			
			„Ur-Körper, rein Eins und nicht gemischt heißt Jing (Essenz). 
			Verschmolzen und in Blut und Meridianen fließend heißt Qi. Leere und 
			leichet Bewegung heißt Shen. Drei zu Eins, Eins zu Drei.“[19]
		
		
		Knochen zu verändern, Sehnen zu verändern und Gehirn zu waschen sind die 
		Entwicklung des Körpers. Wenn man Knochen, Sehnen und Gehirn als drei 
		Phasen des Training des Xingyiquan betrachtet, dann fragt man sich, ob 
		man in der ersten Phase nur mit den Knochen bewegt, in der zweiten Phase 
		nur mit den Sehnen bewegt, in der dritte Phase nur mit dem Gehirn 
		bewegt. Oder ob man in der ersten Phase nur die Knochen entwickelt, in 
		der zweiten Phase nur die Sehnen entwickelt, in der dritten Phase nur 
		das Gehirn entwickelt. Ich finde, dass all jene Teile unseres Körpers, 
		die an der Bewegung teilnehmen, entwickelt werden. Die Bewegung ist die 
		Zusammenfunktion des Körpers. Ming-Jin (sichtbare Energie), An 
		(Heimliche Energie) und Hua-Jin (Formlose Kraft) betrachte ich als 
		verschiedene Niveaus der Anwendung des Körpers. Diese verschiedene 
		Niveaus können wir als Phasen des Niveaus ansehen. Hier betrachte ich 
		Ming-Jin (sichtbare Energie), An-Jin (Heimliche Energie) und Hua-Jin 
		(formlose Kraft) als Yong (Anwendung), Körper als Ti. Die Bewegung 
		besteht darin, Ti (Körper) und Yong (Anwendung) zu vereinheitlichen. 
		
			
			„Ti (Körper) und Yong (Anwendung) haben dieselbe Quelle, Bewegung 
			und Ruhe sind ein Dao.“[20]
			
		
		
		So finde ich in der sogenannte drei Phasen-Theorie des Xingyiquan 
		folgende Aspekte sehr wichtig:
		
			- 
			
			Jing (Essenz) zu Qi (Kraft), Qi zu Shen (Achtsamkeit) und Shen zu Xu 
			(Leere) funktionieren als eine Ganzheit zusammen, aber sie sind 
			nicht drei Phasen; 
- 
			
			Knochen zu verändern, Sehnen zu verändern und Gehirn zu waschen sind 
			eine Zusammenentwicklung des Körpers, und durch den Zusammenhang des 
			Körpers zeigen sie die Körper-Qualität, aber man kann nicht Knochen, 
			Sehnen und Gehirn als drei Stufen bezeichnen. 
- 
			
			Ming-Jin (sichtbare Energie), An-Jin (Heimliche Energie) und Hua-Jin 
			(formlose Kraft) sind die Anwendung des Körpers in den drei Stufen.
			 
			
			
				
				[1] Sun, Lutang 
				(1860-1933): Quan Yi Shu Zhen (Die Bedeutung der Faust echt 
				beschreiben). In: Sun, Lutang, Sun, Jianyun (1914-2003): Sun 
				Lutang Wu Xue Lu (Sammlung der Wushu-Lehre von Sun Lutang). S. 
				281.
 
			
			
				
				[3] Vgl. Wang, 
				Xinhua: Zhong Yi Xue Ji Chu (Grundlage der chinesischen 
				Medizin). S. 35-36.
 
			
				
				[4] Taiji Li Qi Jie 
				(Erklärung über Li-Kraft und Qi des Taiji). In: Wang, Zongyue (Qing-Dynastie), 
				Shen, Shou: Tajiquan Pu (Handbuch des Taijiquan). S. 171.
 
			
				
				[5] Huang Di Nei Jing 
				(Innere Schriften von gelb Keiser). In: Huang, Zhijie: Zhong Yi 
				Jing Dian Ming Zhu Jing Yi Chong Shu (Übersetzung der klassichen 
				Schriftenreihe der chinesischen Medizin). Band 1. S. 32.
 
			
				
				[6] Hu, Chunshen: 
				Zhong Hua Qigong Xue (Die Lehre des chinesischen Qigong). S. 61.
 
			
				
				[7] Sun, Lutang 
				(1860-1933): Quan Yi Shu Zhen (Das Wort von Herrn Guo Yunshen 
				darlegen). In: Sun, Lutang, Sun, Jianyun (1914-2003): Sun Lutang 
				Wu Xue Lu (Sammlung der Wushu-Lehre von Sun Lutang). S. 281-282.
 
			
			
			
			
			
			
			
				
				[14] Wei, Baiyang (Donghan-Dynastie): 
				Zou Yi Can Tong Qi. In: Zhao Licheng: Zhong hua Wen Hua Jing 
				Dian - Dao Xue Shi San Jing (Klassische Schriften der 
				Chinesischen Kultur - Dreizehn Schriften von Daoisten). S. 202.
 
			
				
				[15] Zhang, Bairui 
				(Song-Dynastie): Wu Zhen Pian (Schrift des Verstehen zur 
				Wahrheit). In: Zhao Licheng: Zhong hua Wen Hua Jing Dian - Dao 
				Xue Shi San Jing (Klassische Schriften der Chinesischen Kultur - 
				Dreizehn Schriften von Daoisten). S. 851.
 
			
				
				[16] Sun, Lutang 
				(1860-1933): Quan Yi Shu Zhen (Die Bedeutung der Faust echt 
				beschreiben). In: Sun, Lutang, Sun, Jianyun (1914-2003): Sun 
				Lutang Wu Xue Lu (Sammlung der Wushu-Lehre von Sun Lutang). S. 
				284.
 
			
				
				[17] Zhang, Bairui 
				(Song-Dynastie), Weng, Baoguang (Yuan-Dynastie): Wu Zhen Pian 
				Zhu Shu (Anmerkung an der Schriften Verstehen zur Wahrheit). In: 
				Dao Zang. Band 2. Verlag der Kulturellen Sachen, Buchhandlung 
				Shanghai, Verlag der alten Schriften. S. 947.
 
			
				
				[18] Lu, Xixing 
				(Ming-Dynastie): Dao Jiao Wu Pai Dan Fa Jing Xuan (Ausgewählte 
				Werke der fünf Stile der Elexier-Methoden des Daoismus). Band 3. 
				S. 304.
 
			
				
				[19] Liu, Yiming (Qing-Dynastie): 
				Dao Jiao Wu Pai Dan Fa Jing Xuan (Ausgewählte Werke der fünf 
				Stile der Elexier-Methoden des Daoismus). Band 5. S. 181.
 
			
				
				[20] Sun, Lutang: 
				Quan Yi Shu Zhen (Die Bedeutung der Faust echt beschreiben). In: 
				Sun, Jianyun (1914-2003): Sun Lutang Wu Xue Lu (Sammlung der 
				Wushu-Lehre von Sun Lutang). S. 282.