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Jing, Qi und Shen im Dao und Inneren Wushu

 

Zhu Wenjun

2006

 

Die Tiefe der chinesischen Kampfkunst steht tatsächlich hinter ihren Kulturen.

 

I. Jing, Qi und Shen in Xingyiquan von Guo Yunshen (Xingyiquan Meister, Qing-Dynastie)

Yunshen Guo hat das Bewegungs-Modell des Xingyiquan begründet. Es beschreibt den Zusammenhang zwischen dem daoistischem Neidanshu, körperlicher Struktur und Kraft,

„Xingyiquan gibt es die drei Ebenen Daoli (Ordnungen des Dao), die drei Schritte Kong-Fu, die drei Solche Lianfa (Übungsmethode).

Die drei Ebenen Dao-Li (Ordnungen des Dao):

Man übt, Jing (Essenz) zu Qi zu machen;

Man übt, Qi zu Shen (Achtsamkeit) zu machen;

Man übt, Shen (Achtsamkeit) zu Xu (leer) zu machen. Man übt es, um die menschliche Geistesanlage zu verändern, und um die eigentliche Wahrheit wieder zu erlangen."[1]

Zuerst sammelt man im eigenen Körper, im Dantian (Zentrum), die Kraft (Qi). Dann entfaltet man in sich das Qi. Das Dantian ist die Grundlage der Kraft. Dann bringe ich das Qi in das Shen, in meine Achtsamkeit ein. Dadurch verstärke ich mein Shen. Nun verbinde ich mich mit Xu (mit der Leere). In dieser Leere werde ich leer von Gedanken.

In der Anwendung dieser drei Ebenen erreiche ich vorerst eine geordnete Bewegung. Diese Bewegung ist relativ festgelegt. Sie ist fest, so wie Knochen. Wenn ich mit dem Üben fortfahre, dann wende ich erneut alle drei Ebenen an. Ich mache die festgelegte Bewegung beweglich. Ich mache sie biegsam und variabel. Dieser zweite Schritt bei der Ausbildung einer Fertigkeit macht die Bewegung geschmeidig. Nun kann sich die Bewegung den jeweiligen Bedingungen entsprechend anpassen.

Die ersten beiden Schritte reinigen die körperliche Bewegung. Im dritten Schritt wenden sich die drei Ebenen der Ordnung des Dao dem Wahrnehmen zu. Es werden die Denkbewegungen beweglich gemacht und der Geist geklärt.

„Die drei Schritte Kong-Fu:

Yi-Gu (Knochen verändern). Man übt es, um die Grundlage aufzubauen, und um den Körper zu verstärken. Der Knochen und der Körper sind hart wie das Eisen und der Stein. So die Gestalt und die Geistesanlage sind ehrfurchtgebietend wie Tai-Berg.

Yi-Jin (Sehnen verändern). Man übt es, um die Knochenmembran freizuhalten, und damit die Sehne lang wachsen. Der Volksmund sagte, Sehne ist lang, Li-Energie ist stark. Das Jin-Energie ist vertikal und horizontal verbunden. In der Länge wächst sie unbegrenzt.

Xi-Sui (Knochenmark waschen). Man übt es, damit das Innere klar und leer wird, damit der Körper lose wird, und um das innere klare und leere Bild herauszubilden. Die Anwendung des Shen und des Qi sind fließend und nicht stockend. Der Körper bewegt und dreht, er ist leicht wie eine Feder. (Die Schrift der Faust sagte, das ist die Bedeutung, dass die drei Kreise und die neun Drehungen eine Form sind.)."[2]

Die drei Schritte Kong-Fu (Übungsarbeit) sind Yi-Gu (Knochen verändern), Yi-Jin (Sehnen verändern) und Xi-Sui (Knochenmark waschen). Das bedeutet, dass der menschliche Körper sich entwickelt.

In der chinesischen Medizin-Theorie sind Jing (Essenz), Qi (Kraft) und Shen (Achtsamkeit) eine Art körperliches Struktur-Modell. Aber dieses Modell darf nicht als stoffliche Struktur verstanden werden, sondern sie ist eine Funktions-Struktur des Lebens. Im chinesischen Denken heißt es:

„Jing (Essenz) bleibt in den Nieren. Angeborenes Jing (Samen) bleibt nur in den Nieren. Die Nieren stelent Knochenmark her, ernähren das Gehirn und verstärken die Knochen.“[3]

„Qi geht in die Knochenmembran, Sehnen, Meridiane."[4]

„Alles Rückenmark und Knochenmark gehört zu Gehirn"[5].

„Der Kopf (Gehirn) ist das Meer der Knochenmembran, das Haus des ursprünglichen Shen (Achtsamkeit)."[6]

Dies ist das Modell der Struktur des Körpers. Es bleibt aber ein Modell. Mit ihm kann man bestimmte Aspekte bewerten. Ich finde jedoch, dass man seinen Körper nicht in drei Stücke oder drei Phasen trennen und dann in der Folge als zusammengesetzt auffassen kann.

„Die drei Solche Lianfa (Anwendung):

Ming-Jin (sichtbare Jin-Energie). Man übt es, um zusammen zu fassen, damit die Ordnung nicht verändert werden kann. Die Bewegung und die Drehung des Körpers müssen sanft und glatt, nicht widerwärtig sein. Das Heben und Sinken der Hände und der Füße müssen ordentlich sein, dürfen nicht lose und unordentlich sein. Die Schrift der Faust sagt, das ist die Bedeutung, dass man die richtige Mitte mit der Regel macht.

An-Jin (Heimliche Energie).Wenn man es übt, dann müssen sich Shen und Qi entspannen und entfalten, sie können nicht erzwungen werden. Die Anwendung ist gefällig und glatt, beweglich, sie darf nicht stocken. Die Schrift der Faust sagte, das ist die Bedeutung, dass man mit Kreisen mit dem Äußeren umgehen kann.

Hua-Jing (Formlose Kraft). Man übt es, damit die Bewegung, die Drehung, das Heben, das Sinken, das Vorgehen und das Zurückgehen des ganzen Körpers und der vier Glieder nicht direkt mit Energie erfolgt, sondern durch Anwenden von Shen (Achtsamkeit) und Yi (Vorstellung). Obwohl man Shen (Achtsamkeit) und Yi (Vorstellung) anwendet, sind die Form und die Ordnung wie vorne zwei solche, kann nicht verändern. Obwohl man den ganzen Körper nicht mit der Energie bewegt und dreht, erfolgt dies auch nicht ganz ohne Kraft, man muss Shen (Achtsamkeit) und Yi (Vorstellung) miteinander verbinden. Die Schrift der Faust sagte, das ist die Bedeutung, dass die drei Kreise und die neun Drehungen eine Form sind."[7]

Im ersten Schritt wird die „Grobform“ der zweckmäßigen Bewegung und damit die „sichtbare Kraft“ (Ming-Jin) gebildet. Diese „sichtbare Kraft“ macht das Bewegen so fest wie einen „Knochen“. Im Zweiten Schritt wird dagegen die „heimliche Kraft“ freigelegt, welche die Grobform der Bewegung den jeweiligen Bedingungen anpasst. Die Bewegung wird beweglich gemacht: Diese „heimliche Kraft“ macht das Bewegen so elastisch wie „Sehnen“. Im dritten Schritt wird durch Einswerden mit der Leere (Xu) die Geistesklarheit erzeugt und Qi fließt als formlose Kraft in den Körper. In jedem dieser drei Schritte wirken aber die drei Ordnungen des Dao (Daoli) zusammen.

Anders interpretiert dies Yunshen Guo. Er unterscheidet die drei Ordnungen des Dao (Daoli) nicht von den drei Schritten des Kong-Fu. Er ist nicht der Meinung, dass in jedem Schritt die drei Ordnungen des Dao zusammenwirken. Er zerreißt die Ordnung des Dao und setzt die drei Ordnungen mit den drei Schritten gleich. Aus dieser Sicht fällt dann die erste Ebene der Ordnungen des Dao mit dem ersten Schritt, die zweite mit dem zweiten Schritt und die dritte mit dem dritten Schritt zusammen. Yunshen Guo meint in diesem Modell, dass Faust (hier mit der Bedeutung Kampfkunst) Ming-Jin (sichtbare Energie), An-Jin (heimliche Energie) und Hua-Jin (formlose Kraft) heißt, im Körper heißt es Knochen, Sehnen und Gehirn, im Dao heißt es „Jing (Essenz) zu Qi“, „Qi zu Shen (Achtsamkeit)“, „Shen (Achtsamkeit) zu Xu (Leere)“.

„Ming-Jin (sichtbare Energie) ist Gang-Jin (harte Energie) in der Faust. Knochen zu verändern ist das Dao, Jing (Essenz) wird durch Übung zu Qi.“[8]

„An-Jin (heimliche Energie) ist in der Faust Rou-Jin (sanfte Energie). Rou Jin (sanfte Energie) bedeutet nicht weich, denn in weich ist keine Energie. Rou (sanft) bedeutet nicht keine Energie. Das ist das Dao von Qi zu üben, zu Shen (Achtsamkeit) zu werden, Yi Jin (Sehnen zu verändern).“[9]

„Hua-Jin (formlose Kraft) ist, dass Shen (Achtsamkeit) durch Übung zu Xu wird. Das heißt auch Kongfu, das Gehirn wäscht sich.“[10]

In diesem Modell betrachtet Yunshen Guo zuerst die drei Ebenen Daoli (Grundsatz), die drei Schritte Kong-Fu, die drei Solche Lianfa (Übungsmethode) als drei Phasen des Trainings des Xingyiquan.

„Das lose und unordentliche Qi sammelt sich im Dantian (unterer Bauch), nicht parteiisch, harmonisch und nicht ausfließend. Durch die Regel und Modell der neun Forderungen übt man, bis Sechs Yang rein und vollkommen sind, und Gang hart und stark am höchsten sind. Das heißt im Faust, oben und unten verbinden, die Hände und Füße helfen einander, inneres und äußeres vereinheitlichen sich. Hier ist das Kongfu von Ming-Jin (sichtbare Energie) vollendet, Jin (Energie) aus Knochen zu verändern ist vollkommen, das Kongfu von Jing (Essenz) zu Qi zu üben ist ebenfalls abgeschlossen.“[11]

„Zuerst übt man Ming-Jin (sichtbare Energie), dann übt man An-Jin (heimliche Energie). Das ist die Bedeutung, klein Zhou-Tian (Kreislaufen des Qi) des Dan-Dao stoppt Feuer, dann das Kongfu des großen Zhou-Tian (Kreislaufen des Qi). Bei Ming-Jin (sichtbare Energie) stoppt die Hand, das heißt, klein Zhou-Tian (Kreislaufen des Qi) pflegt. Bei An-Jin (heimliche Energie) zwischen Hände und Füße stoppen und nicht stoppen, das heißt, große Zhou-Tian (Kreislaufen des Qi) pflegt.“[12]

„Übt An-Jin (heimliche Jin) zu sanftesten und reibungslosesten. Das heißt, äußerste Grenze des am höchsten Rou (sanft) und reibungslos sind das Ende des An-Jin (heimlichen Energie). Die Schrift des Dan sagte, Yin und Yang mischen, hart und sanft lösen miteinander auf. Das heißt, dass Dan ist reif. Das Ende des Rou-Jin (sanfte Energie) ist der Beginn mit Jin (Sehne zu verändern). So macht weiter Kongfu, durch das Üben des Shen (Achtsamkeit) wird es Xu (leer), bis zum Nichts der Form und des Shen (Achtsamkeit). Mit dem Dao verbinden, so dass nichts hört und nichts riecht. Das heißt, dass Dan abnimmt. In der Schrift der Faust heißt es, Faust hat keine Faust, Yi (Vorstellung) hat kein Yi (Vorstellung), im Keinen-Yi (Vorstellung) ist das Wahre-Yi (Vorstellung). Das heißt, das Kongfu von Jin (Sehne) zu verändern, Shen (Achtsamkeit) zu üben, zu Xu (leer) zu werden, und abschließend das Gehirn zu waschen.“[13]

II. Jing, Qi und Shen im Neidanshu (Inneres Elixier)

Ich finde, dass dem Bewegungs-Modell von Yunshen Guo das Modell von Neidanshu (Inneres Elixier) zu Grunde liegt. Er nennt die drei Ebenen „Daoli“. Das Modell des Waidanshu (Äußeres Elixier) setzt sich folgendermaßen zusammen:

  • Rohmaterialien: Dansha (rot Sand), Gold, Silber, Jade usw.

  • Herd und Topf

  • Feuer

Im chinesischen Denken heißt es: Man feuert die Rohmaterialien Dansha (roter Sand), Gold, Silber, Jade. Aus ihnen wird eine schöne Kugel hergestellt. Man denkt, wenn man diese schöne Kugel aufnimmt, wird man immer schön sein wie diese Kugel, ewig jung, ohne zu altern. Waidanshu (Äußeres Elixier) ist jedoch nicht für Gesundheit und langes Leben geeignet. Später hat man sich dem Neidanshu (Inneres Elixier) zugewandt. Man hat das Modell des Waidanshu (Äußeres Elixier) auf das Neidanshu (Inneres Elixier) übertragen. Es heißt:

„Der Charakter des Goldes ist ewig, nicht verfault, so ist es der Schatz aller Sachen. Die Gelehrten essen dieses, um lange zu leben."[14]

Das Model des Neidanshu (Inneres Elixier) sieht folgendermaßen aus:

  • Rohmaterialien: Jing (Essenz), Qi, Shen (Achtsamkeit)

  • Herd und Topf: Dantian (Unterer Bauch)

  • Feuer: Atmen mit Shen (Achtsamkeit)

Die Rohmaterialien Jing (Essenz), Qi (Kraft) und Shen (Achtsamkeit) verstehe ich als lebendige Materialien und Funktionen des Lebens. Durch Üben wird im Körper die lebendige Energie hergestellt. Im Prozess des Neidanshu (Inneres Elixier) werden zuerst die Rohmaterialien im Topf (Dan-Tian) gesammelt. Das nennt man: „Zhuji (Grundlage) aufbauen“. Es geht darum, dort wo die Gefühle (Xin) toben, alles zu sammeln und dadurch das Herz (Xin) zu beruhigen. Man muss dabei die Gefühle (Xin) akzeptieren und beachten (Shen) und sich bewusst machen (Yi). Im Zentrum des Jing sammeln sich dadurch Shen, Yi und Xin. Die Energien Shen, Yi und Xin sind innen verbunden und mit Qi erfüllt. So wird das Jing zu einer zentrierten Einheit wie eine Pille gerollt.

„Es ist sinnvoll, dass Xin (Herz) leer und der untere Bauch voll ist. Man muss um das Xin (Herz) wissen, um im Xin (Herz) leer zu werden. Man sammelt Jing (Essenz), Qi und Shen (Achtsamkeit) im unteren Bauch, als ob Gold den ganzen Raum ausfüllt.“[15]

Dann bringt man mit Shen (Achtsamkeit) und Qi (Kraft) die Energien im Körper zum Fließen. Es gibt zwei fließende Wege: ein kleines Zhoutian (kleines Kreislaufen) und großes Zhoutian (großes Kreislaufen). Das kleine Zhoutian erfolgt in den Meridianen des oberen Körpers (Renmai und Dumai). Das große Zhoutian erfolgt in den Meridianen des ganzen Körpers.

Der Prozess des Neidanshu (Inneres Elixier) findet bei mir auf diese Weise statt, dass ich Jing (Essenz), Qi (Kraft) und Shen (Achtsamkeit) in dem Dantian (unterer Bauch) sammle. Dann ist mein Unterbauch voll. Ich nenne dieses „Voll“ die Erfüllung der Kraft (Qi). Das heißt „Zhuji“ (Grundlage aufbauen). Dann kann ich Qi mit meinem Atmen und Shen (Achtsamkeit) in Jing (tatsächlicher Körper und Energie) erfüllen und fließen lassen. Das heißt „Kreislaufen“. Ich denke, dass dasjenige, was beim Zhoutian (Kreislauf) im Körper fließt, nicht ein tatsächliches Material oder eine Energie ist, sondern das Qi. Das Qi funktioniert als Erfüllung der Energie und des Jing (Essenz).

Was die drei Ebenen Daoli von Yunshen Guo betrifft, spricht er über drei Zurückdrehungen und neun Drehungen:

„Die Schrift der Faust sagte, das ist die Bedeutung, dass die drei Kreise und die neun Drehungen eine Form sind. Die drei Kreise ist, dass man übt, Jing (Essenz) zu Qi zu machen, Qi zu Shen (Achtsamkeit) zu machen, Shen (Achtsamkeit) zu Xu (leer) zu machen, dies heißt auch Ming-Jin (sichtbare Energie), An-Jin (heimliche Energie) und Hua-Jin (formlose Kraft). Die drei Kreise, Ming-Jin (sichtbare Energie), An-Jin (heimliche Energie) und Hua-Jin (formlose Kraft) sind eine einzige Form. Die neun Drehungen sind reines Yang. Verändert man bis zum Leerem und Nichts, dann geht man zu reinem Yang. Das ist der Grundsatz.“[16]

Ich verstehe dies so, dass die drei Zurückdrehungen Jing (Essenz), Qi (Kraft) und Shen (Achtsamkeit) sich in einer Form vereinheitlichen und zusammen funktionieren. Die neun Drehungen bedeuten unendlich zu üben, bis zum Reinen und Leeren. Jing, Qi und Shen sind Eins in den neun Drehungen.

 

III. Drei Kreise und neun Drehungen im Eins

Ich verstehe dieses Bewegungs-Modell des Xingyiquan von Yunshen Guo nicht als die drei Phasen im Trainings-Prozess, sondern als Funktionen. Jing (Essenz) zu Qi (Kraft), Qi (Kraft) zu Shen (Achtsamkeit) und Shen (Achtsamkeit) zu Xu (Leere) sind ein Funktions-Modell. Knochen zu verändern, Sehnen zu verändern und Gehirn zu waschen sind dazu da, durch die Übung den menschlichen Körper zu entwickeln. Ming-Jin (sichtbare Energie), An-Jin (heimliche Energie) und Hua-Jin (formlose Kraft) erscheinen als verschiedene Niveaus der Bewegung. Jing (Essenz), Qi (Kraft) und Shen (Achtsamkeit) funktionieren als Ganzheit. Man kann Jing, Qi und Shen nicht voneinander trennen.

„Shen (Achtsamkeit) entsteht mit Qi (Kraft), Qi entsteht mit Jing (Essenz). Jing kann Qi erzeugen, Qi kann Shen erzeugen. Wenn der Körper ohne Shen ist, kann er nicht Qi erzeugen. Wenn Shen ohne Qi, kann es nicht Jing erzeugen. Wenn Shen und Qi ohne Körper, können sie nicht stehen. Jing, Qi und Shen brauchen einander.“[17]

In meinem Bewegungs-Modell betrachte ich,

  • Jing als tatsächlichen Körper und Energie,

  • Qi als Erfüllung, die begleitet und verbindet,

  • Shen, die verwaltet.

„Feine und klare Wahrnehmung heißt Shen, Erfüllung in der Bewegung heißt Qi, Befeuchten heißt Jing (Essenz). Alleine erklären, Shen ist Verwaltung, Qi ist Anwendung, Jing ist Tragen, jeder hat seine eigene Fähigkeit.“[18]

So finde ich, dass Jing (Essenz), Qi (Kraft) und Shen (Achtsamkeit) in der Bewegung als ein Ganzes funktionieren. Man kann nicht Jing ohne Qi und ohne Shen üben, oder Qi ohne Jing und ohne Shen üben, oder Shen ohne Jing und ohne Qi üben.

„Ur-Körper, rein Eins und nicht gemischt heißt Jing (Essenz). Verschmolzen und in Blut und Meridianen fließend heißt Qi. Leere und leichet Bewegung heißt Shen. Drei zu Eins, Eins zu Drei.“[19]

Knochen zu verändern, Sehnen zu verändern und Gehirn zu waschen sind die Entwicklung des Körpers. Wenn man Knochen, Sehnen und Gehirn als drei Phasen des Training des Xingyiquan betrachtet, dann fragt man sich, ob man in der ersten Phase nur mit den Knochen bewegt, in der zweiten Phase nur mit den Sehnen bewegt, in der dritte Phase nur mit dem Gehirn bewegt. Oder ob man in der ersten Phase nur die Knochen entwickelt, in der zweiten Phase nur die Sehnen entwickelt, in der dritten Phase nur das Gehirn entwickelt. Ich finde, dass all jene Teile unseres Körpers, die an der Bewegung teilnehmen, entwickelt werden. Die Bewegung ist die Zusammenfunktion des Körpers. Ming-Jin (sichtbare Energie), An (Heimliche Energie) und Hua-Jin (Formlose Kraft) betrachte ich als verschiedene Niveaus der Anwendung des Körpers. Diese verschiedene Niveaus können wir als Phasen des Niveaus ansehen. Hier betrachte ich Ming-Jin (sichtbare Energie), An-Jin (Heimliche Energie) und Hua-Jin (formlose Kraft) als Yong (Anwendung), Körper als Ti. Die Bewegung besteht darin, Ti (Körper) und Yong (Anwendung) zu vereinheitlichen.

„Ti (Körper) und Yong (Anwendung) haben dieselbe Quelle, Bewegung und Ruhe sind ein Dao.“[20]

So finde ich in der sogenannte drei Phasen-Theorie des Xingyiquan folgende Aspekte sehr wichtig:

  • Jing (Essenz) zu Qi (Kraft), Qi zu Shen (Achtsamkeit) und Shen zu Xu (Leere) funktionieren als eine Ganzheit zusammen, aber sie sind nicht drei Phasen;

  • Knochen zu verändern, Sehnen zu verändern und Gehirn zu waschen sind eine Zusammenentwicklung des Körpers, und durch den Zusammenhang des Körpers zeigen sie die Körper-Qualität, aber man kann nicht Knochen, Sehnen und Gehirn als drei Stufen bezeichnen.

  • Ming-Jin (sichtbare Energie), An-Jin (Heimliche Energie) und Hua-Jin (formlose Kraft) sind die Anwendung des Körpers in den drei Stufen.


[1] Sun, Lutang (1860-1933): Quan Yi Shu Zhen (Die Bedeutung der Faust echt beschreiben). In: Sun, Lutang, Sun, Jianyun (1914-2003): Sun Lutang Wu Xue Lu (Sammlung der Wushu-Lehre von Sun Lutang). S. 281.

[2] a.a.O.

[3] Vgl. Wang, Xinhua: Zhong Yi Xue Ji Chu (Grundlage der chinesischen Medizin). S. 35-36.

[4] Taiji Li Qi Jie (Erklärung über Li-Kraft und Qi des Taiji). In: Wang, Zongyue (Qing-Dynastie), Shen, Shou: Tajiquan Pu (Handbuch des Taijiquan). S. 171.

[5] Huang Di Nei Jing (Innere Schriften von gelb Keiser). In: Huang, Zhijie: Zhong Yi Jing Dian Ming Zhu Jing Yi Chong Shu (Übersetzung der klassichen Schriftenreihe der chinesischen Medizin). Band 1. S. 32.

[6] Hu, Chunshen: Zhong Hua Qigong Xue (Die Lehre des chinesischen Qigong). S. 61.

[7] Sun, Lutang (1860-1933): Quan Yi Shu Zhen (Das Wort von Herrn Guo Yunshen darlegen). In: Sun, Lutang, Sun, Jianyun (1914-2003): Sun Lutang Wu Xue Lu (Sammlung der Wushu-Lehre von Sun Lutang). S. 281-282.

[8] a.a.O. S. 282.

[9] a.a.O. S. 283.

[10] a.a.O. S. 284.

[11] a.a.O. S. 283.

[12] a.a.O.

[13] a.a.O. S. 284.

[14] Wei, Baiyang (Donghan-Dynastie): Zou Yi Can Tong Qi. In: Zhao Licheng: Zhong hua Wen Hua Jing Dian - Dao Xue Shi San Jing (Klassische Schriften der Chinesischen Kultur - Dreizehn Schriften von Daoisten). S. 202.

[15] Zhang, Bairui (Song-Dynastie): Wu Zhen Pian (Schrift des Verstehen zur Wahrheit). In: Zhao Licheng: Zhong hua Wen Hua Jing Dian - Dao Xue Shi San Jing (Klassische Schriften der Chinesischen Kultur - Dreizehn Schriften von Daoisten). S. 851.

[16] Sun, Lutang (1860-1933): Quan Yi Shu Zhen (Die Bedeutung der Faust echt beschreiben). In: Sun, Lutang, Sun, Jianyun (1914-2003): Sun Lutang Wu Xue Lu (Sammlung der Wushu-Lehre von Sun Lutang). S. 284.

[17] Zhang, Bairui (Song-Dynastie), Weng, Baoguang (Yuan-Dynastie): Wu Zhen Pian Zhu Shu (Anmerkung an der Schriften Verstehen zur Wahrheit). In: Dao Zang. Band 2. Verlag der Kulturellen Sachen, Buchhandlung Shanghai, Verlag der alten Schriften. S. 947.

[18] Lu, Xixing (Ming-Dynastie): Dao Jiao Wu Pai Dan Fa Jing Xuan (Ausgewählte Werke der fünf Stile der Elexier-Methoden des Daoismus). Band 3. S. 304.

[19] Liu, Yiming (Qing-Dynastie): Dao Jiao Wu Pai Dan Fa Jing Xuan (Ausgewählte Werke der fünf Stile der Elexier-Methoden des Daoismus). Band 5. S. 181.

[20] Sun, Lutang: Quan Yi Shu Zhen (Die Bedeutung der Faust echt beschreiben). In: Sun, Jianyun (1914-2003): Sun Lutang Wu Xue Lu (Sammlung der Wushu-Lehre von Sun Lutang). S. 282.


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