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Gesundheit in der westlichen Medizin und in der TCM
Zhu Wenjun
2006
I.
Gegenstand und Methoden der westlichen und chinesischen Medizin
Ich möchte
nun einen groben Überblick über die chinesische Medizin geben, in
welcher Gesundheits-Bewegungen einen hohen Stellenwert haben. Gegenstand
der Medizin ist der leibliche Mensch. Dieser Gegenstand ist der gleiche,
egal ob man mit östlichen oder westlichen Methoden der Medizin seine
Gesundheit fördern, bzw. der Krankheiten vorbeugen oder sie heilen
möchte. Je nach dem Bild, das man sich vom Menschen macht, zeigen sich
aber unterschiedliche Eingriffsmöglichkeiten.
Die
stoffliche Betrachtung des Menschen gibt uns die Möglichkeit, aus dem
Menschen chirurgisch etwas herauszuschneiden, in ihn etwas Künstliches
einzusetzen, etwas zusammenzunähen usw. Die stoffliche Betrachtung gibt
uns auch die Möglichkeit, den Menschen unter dem Gesichtpunkt des
Stoffwechsels zu sehen. Wir können dann in einer chemischen und
physikalischen Betrachtung das Geschehen in ihm und sein Wechselwirken
mit der Umwelt analysieren. Durch Verabreichen von Stoffen können wir
uns dann in dieses Geschehen einmischen. Auch die Kräutermedizin gehört
hierher, sei diese nun westlich oder östlich. Was dabei praktisch
geschieht, das ist das Gleiche. Die theoretische Interpretation mag aber
verschieden sein.
Die
stoffliche Betrachtung gibt uns auch die Möglichkeit, das Bewegen im
Körper, in den Blutbahnen, in den Nervenbahnen und in den Lymphbahnen,
sowie das Bewegen des Körpers selbst, das Verkürzen der Muskeln und
deren Zusammenspiel zu erforschen. Wir können diesem körperlichen Bild
entsprechend durch Bewegungstherapie und Massage eingreifen. Sieht man,
wie in China, in der körperlichen Anatomie auch andere Bewegungen, z.B.
die Energieflüsse, dann kann man auch in diese regulierend eingreifen.
Diese Energieflüsse wurden innerlich erlebt und in einer Theorie
abgebildet. Es wurden aber im Köper noch keine entsprechenden Strukturen
gefunden, in denen das Qi fließt. Damit ist aber weder bewiesen, dass es
keine Strukturen gibt, noch dass es kein Qi gibt. Die Frage bleibt daher
noch offen. Die Akupunktur hat zwar ein anderes theoretisches Bild, in
der Praxis ist sie aber eine rein mechanische Methode.
Den
Menschen können wir aber nicht nur stofflich, sondern auch als
Informationsfluss und, wie schon angedeutet, als Energiefluss
betrachten. Bei der informationellen Betrachtung zeigt sich dann auch
die Möglichkeit, den Menschen über die Sprache gesund zu erhalten, bzw.
zu heilen. Diese Methoden werden im Westen in die Psychotherapie
eingeordnet. Darüber hinaus gibt es die energetische Betrachtung. Den
verschiedenen Energieformen entsprechend gibt es hier unterschiedliche
Methoden. Diese energetischen Methoden arbeiten mit Wärme, Kälte,
Elektrizität, Magnetfeldern usw. Diese Anwendungen erfolgen dem
jeweiligen Anatomie-Bild, das man sich vom Menschen gemacht hat. Es gibt
dann bestimmte Orte im Körper, wo die Anwendungen gezielt angreifen.
Kennt man zum Beispiel die Akupunkturbahnen, dann werden diese Bahnen,
bzw. diese Punkte entsprechend gereizt.
In allen
diesen Verfahren versucht man im Westen zu messen. Dies geschieht meist
auch mit Erfolg. Man kann das Wirken jener Maßnahmen evaluieren. Dies
geschieht vorwiegend mit physikalischen und chemischen Verfahren. In der
westlichen medizinischen Wissenschaft stehen daher diese Verfahren im
Vordergrund. Physik und Chemie dominieren in der westlichen Medizin. Man
nennt diese Bereiche die medizinische Physik und die medizinische
Chemie. Um Gesundheit und Krankheit festzustellen, werden in der
westlichen Medizin Untersuchungen in Form von Leistungsmessungen
durchgeführt. Wenn man krank ist, behandelt man den Körper dann auch mit
Methoden, die den jeweiligen Diagnoseverfahren sehr ähnlich sind, also
vorwiegend mit physikalischen und chemischen Verfahren.
Die
chinesische Medizin sieht dagegen den Menschen aus der energetischen
Sicht der Theorie von Yin-Yang und Wuxing. Mit dieser philosophischen
Methode versucht sie Gesundheit und Krankheit festzustellen und zu
behandeln. Die untersuchten Leistungen sind dann aber nicht nur
physische und chemische. Im Vordergrund stehen vielmehr Jing und Qi, was
sogenannte philosophische Begriffe sind. Hiermit bezeichnet man die
Lebens-Energie. Die Meridiane und die Akupunkturpunkte sollen ein
bestimmtes, noch nicht nachweisbares materielles Sein des Körpers
beschreiben und eine bestimmte Funktion und Wirkung des Körpers
markieren.
Die
chinesische Medizin und die westliche Medizin sind einerseits gleich,
andererseits verschieden. Es gibt in der chinesischen Medizin ebenfalls
drei Bereiche. Die Maßnahmen vor der Krankheit, die während der
Krankheit und die nach der Krankheit, d.h. Prävention, klinische Medizin
und Rehabilitation. Die Medizin ist keine isolierte Wissenschaft,
sondern es kreuzen sich in ihr verschiedene Wissenschaften. So
unterscheide ich zwischen der Grundwissenschaft der Medizin und der
Anwendung der Grundwissenschaft der Medizin.
-
Die
westliche Medizin ist eine Seite die Naturwissenschaft (Mathematik,
Physik, Chemie, Lebenswissenschaft). Die andere Seite ist die
Anwendung der Naturwissenschaftskenntnisse in der Medizin. Die
westliche Medizin stützt sich auf diese Weise auf die
Naturwissenschaft.
-
Die
chinesische Medizin ist eine Seite die chinesische Philosophie.
Diese ist die Grundlage. Die andere Seite ist die Behandlung der TCM.
Die chinesische Medizin stützt sich auf diese Weise auf die
chinesische Philosophie.
II.
Gesundheitsmodell
In der
westlichen Medizin stellt man durch Tests fest, ob man gesund oder krank
ist. Die chinesische Medizin versucht dagegen zu erfassen, ob Yin und
Yang ausgeglichen, ob Qi und, Xue (Blut) stark oder schwach sind.
Ich finde,
dass die westliche Medizin ein Lineal gibt, das genau eine Grenze
zwischen gesund und krank bestimmen möchte. Sie entscheidet nach dem
Prinzip „entweder-oder“. Die chinesische Medizin sucht dagegen den
Ausgleich zwischen Gegensätzen, zum Beispiel zwischen stark oder
schwach. Sie liefert daher eine verbindende und zusammenfassende
Beurteilung.
Die
Menschen sind nicht nur körperlich, und sondern auch geistig, d.h. sie
haben auch selbst ein Urteil über sich. Also stelle ich über das Thema
Gesundheit die drei Begriffe:
Die
medizinische Untersuchung stellt vorerst fest, ob man gesund oder krank
ist. Diesen Zustand nenne ich den „Grund-Gesundheitszustand“. Man kann
dann selbst weiter fühlen, ob man energisch ist, ob man kräftig ist. Mit
diesem Denken bilde ich ein Gesundheits-Modell von drei Ebenen des
„Gesundheits-Niveaus“, die durch das jeweilige „Gesundheits-Gefühl“
unterschieden werden:
-
Erste
Stufe: Grund-Gesundheitszustand; dieser wird durch medizinische
Untersuchung festgestellt.
-
Zweite
Stufe des Gesundheitszustandes: man fühlt selbst, dass man energisch
ist;
-
Dritte
Stufe des Gesundheitszustandes: man fühlt, dass man energisch und
kräftig ist.
-
In
diesem Modell kommt es nun darauf an, den Unterschied zwischen
„energisch“ und „kräftig“ zu verstehen und in der Praxis des eigenen
Bewegens zu entdecken.
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